Das Matterhorn 4478m - Berg der Superlative - Abstieg mit dem Gleitschirm
Aktualisiert: 13. Nov. 2021

Auch für mich als Bergführer ist eine Besteigung dieses Berges der Superlative mit Gästen jedes Mal ein genauso intensives Erlebnis wie vermutlich für meine Gäste selbst.

Als ich diese Woche einen Kunden aus Israel auf das „Horu bzw. Hore“, wie es die einheimischen nennen, führen durfte, stand ich das 17 mal auf dem Gipfel des Matterhorns. In den letzten Jahren war ich auf verschiedenen Routen an diesem Berg unterwegs (u.a Schmidführe der Nordwand). Hauptsächlich habe ich das Matterhorn über den Normalweg von der Zermatter Seite, den sogenannten Hörnligrat bestiegen. Auch hier handelt es sich um eine komplexe Tour die den ganzen Bergsteiger (am besten mit Bergführer) fordert. Der Aufstieg (4-6 Stunden) von der Hörnlihütte (3.260m) auf das Matterhorn 4.478m) ist genauso lange wie der Abstieg. Bei schlechten Verhältnissen oder schlechter Vorbereitung der Besteiger dauert das Unternehmen auch mal mehrere Tage. Die Tour erfordert aufgrund der schwierigen Wegführung und der ständigen Kletterei im teilweise losen Felsgelände bis zum Schluss hohe Trittsicherheit und Konzentration der Besteiger.
Grund genug sich die Sache mit dem Mythos Matterhorn mal genauer anzuschauen.
Das Matterhorn in Zahlen
500 Alpinisten (mindestens) fanden am Matterhorn seit 1865 den Tod. Seit am Dach vor rund 30 Jahren fixe Seile installiert worden sind, kommen nicht mehr so viele Alpinisten um.
3000 Alpinisten versuchen pro Jahr, den Gipfel des Matterhorns zu erreichen. 65 Prozent schaffen es aber nicht, hauptsächlich jene ohne Bergführer.
4478 Meter hoch ist das Matterhorn und gilt als meistfotografierter Berg der Welt, als Mythos für Alpinisten, als Wahrzeichen der Schweiz. In mittelalterlichen Schriften wird der Berg der Berge erstmals als «Mons Silvus» erwähnt. (Quelle: https://www.migrosmagazin.ch/archiv/als-der-alpinismus-auf-touren-kam)
Was macht diesen Berg so anziehend für Bergsteiger aus der ganzen Welt?
So wie Martin aus Amerika. Er saß mit einem Zermatter Bergführerkollegen am Abend vor der Tour mit mir am Essenstisch. Er war augenscheinlich um die 50 Jahre alt und wollte unbedingt mit dem einheimischen Bergführerkollegen diesen Berg besteigen. Nebenbei erzählte er, dass er innerhalb von drei Jahren die 7 Summts bestiegen hat. Ein toller Kerl, der interessante Geschichten erzählen konnte. Mein Gast war ein 25 jähriger Student aus Israel. Sein Onkel der in der Schweiz lebte, meinte zu ihm, dass es eine tolle Sache wäre auf das Matterhorn zu steigen. Weiter neben mir saß der Gast eines weiteren Zermatter Bergführerkollegen. Dieser war augenscheinlich aus Japan. Leider kam ich mit ihm und seinen Intensionen zur Besteigung des Berges nicht ins Gespräch. Jedenfalls war ich dieses Jahr das erste Mal auf dem „Horu“ wie es die einheimischen nennen. Jedes Mal ist die erste Besteigung des Jahres auf das Matterhorn für mich eine interessante Führungstour, da die Wegführung im Auf- und Abstieg teilweise so komplex ist, dass man immer konzentriert sein muss und auf der Hut sich nicht zu versteigen. Vor allem die einheimischen Bergführer aus Zermatt, kennen hier jeden Stein der Route und sind meistens die schnellsten im Auf- und Abstieg.
Nach dem Abendessen wurde noch der Rucksack meines Gastes und mein Rucksack gepackt und die Ausrüstung gecheckt. Anschließend gingen wir bald ins Bett, da am nächsten Morgen um 03 Uhr der Wecker klingelte und es um 03:30 Uhr Frühstück gab. Als ich mit meinem Gast um 03:45 Uhr aufstand um mich zu für die Tour anzuseilen und den Klettergurt anzuziehen, musste ich mit Erschrecken feststellen, dass bereits ca. 30 Seilschaften Innen vor der Türe standen und demnach vor uns waren.

Als wir beide gerichtet waren, gingen wir um 04 Uhr von der Hütte los. Nach ca. 5 Minuten hiess es eh anstehen bei der ersten Steilstufe die mit Fixseilen versehen war.

Nach gut 20 Minuten warten, waren auch wir beide dran und wir folgten zunächst am Beginn der Tour den zahlreichen Spuren. Nach weiteren 5-10 Minuten wurde die Routensuche im Dunkeln komplexer und wir konnten, da wir auf der richtigen Route waren, einige Seilschaften passieren die links und rechts der Originalroute im Bruch rum kletterten.





Bis zur Solvayhütte (4.003m) ging es für uns gut voran.
Bei der Solvayhütte handelt es sich um eine Notunterkunft mit 10 Schlafplätzen die als solche den Bergsteigern zur Verfügung steht.
Von dort gingen wir nach einer kurzen Trink und Essenspause wieder weiter in Richtung Schulter wo kurz danach die Fixseile beginnen. Dazwischen sah man wieder viele Seilschaften (vermutlich ohne Führer), die neben der Originalroute im Bruch kletterten.


Bei den Fixseilen angekommen, kamen die ersten einheimischen Führerkollegen aus Zermatt bereits wieder mit Ihren Gästen (Martin und der japanische Gast mit denen ich am Vortag beim Abendessen saß) vom Gipfel zurück. Ich beglückwünschte die Führerkollegen und Martin zu dieser Glanzleistung im Vorbeigehen. Später auf der Hütte habe ich mir sagen lassen, dass die eine Seilschaft 3 Stunden und die andere 3:20 Stunden bis zum Gipfel gebraucht hat. Wir reihten uns in die Schlange an den Fixseilen ein und mussten uns dem Stop and Go nach oben anpassen. Dieser Umstand kostete uns sicher gut 1 Stunde und mehr Zeit bis nach oben. Nach den Fixseilen kletterten wir die letzten Meter im Firn konzentriert nach oben.

Nach einer kurzen Pause mit Gipfelfoto machten wir uns wieder an den Abstieg.


Da wir beim Abstieg an den Fixseilen auch wieder einiges an Wartezeit mitbringen mussten, lief es erst wieder ab der Schulter ohne Stau.



Durch viel gemeinsames Abklettern und guter Routenfindung kamen wir beide glücklich und zufrieden an der Hörnlihütte gegen 14:40 Uhr an. Insgesamt haben wir 5 Stunden im Aufstieg und 5 Stunden für den Abstieg gebraucht. Dazwischen hatten wir mehrere kurze Pausen.
Nach einem Getränk verabschiedete ich meinen internationalen Gast, der noch seine Seilbahn um 16:30 Uhr bekommen musste.
Ich zog es vor noch in aller Ruhe meine Ausrüstung zusammenzupacken und meinen mit hoch getragenen Gleitschirm als Abstiegshilfe ins Tal zu nehmen.






Kurze Zeit später durfte ich mit meinem Gleitschirm nach einem Start unterhalb der Nordwand auf dem Gletscher glücklich und zufrieden am Bahnhof in Zermatt landen. Wow, was für ein Tag.



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